In Teil 1 dieses zweiteiligen Blogartikels erzähle ich von meiner Erfahrung aus einem Urlaub mit meinem behinderten Sohn in einer barrierefreien Ferienwohnung, von den Vorbereitungen, den Hindernissen und Herausforderungen, die im Vorfeld und während einer solchen – sehr kräftefordernden – Zeit auf einen zukommen und zu meistern sind. Ich habe versucht, herauszuarbeiten, dass das schöne Wort „barrierefrei“ noch lange nicht bedeutet, dass damit alle Hindernisse für einen behinderten Menschen und dessen Betreuer:innen aus dem Weg geräumt sind. „Barrierefrei“ bedeutet also nicht automatisch „behindertengerecht“. Welche Faktoren nötig sind, damit „Barrierefrei = Behindertengerecht“ ist, dafür kann man beim Lesen des ersten Teils ein gewisses Gefühl bekommen. Der wichtigste Faktor, den ich hier nochmal hervorheben möchte ist allen voran der der vielen helfenden Hände und mitdenkenden, vorausschauenden, liebevoll-verständnisvoll agierenden Menschen. Menschen, die mit einem gewissen Wertekanon unterwegs sind: Empathie, Zuwendung, Gütig und Weise sind und sich selbst in besonderen Situationen zurücknehmen können – um nur einiges dieser Werte zu benennen. Menschen, auf die ich als betreuende Angehörige eines schwerstbehinderten Menschen unbedingt angewiesen bin, damit ein behindertengerechtes Leben, das Anteil am Leben in unserer Gesellschaft nehmen möchte, gut gelingen kann.
Empathie, Mitdenken, Dasein für sich und andere, all dies sind wertvolle menschliche Güter
Ich habe in Teil 1 von der großen Dankbarkeit und Liebe gesprochen, die ich für diese Menschen und die Situationen, die ich über letztere erleben durfte, in mir trage. Wie einfach und leicht kann ein Telefonat mit der Krankenkasse, dem Sanitätshaus, einem Vermieter, sein, wenn man sich dabei einem so „gütig-weisen“ Menschen gegenübersieht! Und wie schwer kann einem das Leben gemacht werden, wenn dies nicht der Fall ist. Wie wunderbar, wenn Angehörige und Freunde selbstverständlich mit anpacken und da sind, und das auch, wenn ich selbst vor lauter Organisation glatt vergessen habe, meinen Zeitplan und meine Wünsche und Anliegen richtig an diese zu kommunizieren.
Empathie, Mitdenken, Dasein für sich und andere in einer gewissen selbstlosen Haltung, Augen zudrücken und mal Fünfe grade sein lassen können, all dies und vieles mehr sind so wertvolle Güter geworden, die wir selbst angefangen haben zu verlernen. Wir tun uns zunehmend schwer, diese in unserem Alltag auch zu leben. Und das, obwohl wir diese Wertehaltungen losgelöst vom Alltag in sogenannten Achtsamkeitskursen und zu besonderen Zeiten, wie z. B in besonderen Formen wie Yoga oder im spirituellen oder kirchlichen Kontext üben und trainieren.
Mit Märchen-DummlingsQualitäten erringt der Mensch sein Königreich
In den Märchen ist es der sogenannte Dummling, der mit Werten und inneren Haltungen wie oben beschrieben versehen ist. Er besteht Aufgaben und kann den richtigen vom falschen Weg unterscheiden und wird am Ende König. Und das, obwohl er von seiner Umgebung verlacht, verspottet und nicht für voll genommen wird. Wie kann das sein?
Das kann sehr wohl sein! Auch heute noch verlachen wir Menschen, die so handeln wie der Dummling, Menschen, die mit den oben genannten Werten und Haltungen in der Welt unterwegs sind. Ja wir verlachen und verdrängen diese (Dummlings-) Qualitäten sogar in uns selbst. Und zwar immer da, wo der innere Kritiker, die Vernunft, das rationale Denken uns zuraunt: Du lässt dich ausnutzen, Du musst mal hart durchgreifen, Du musst an dich zuerst denken, so kommst du auf keinen grünen Zweig, du kannst nicht allen helfen usw, usf. Wir kennen solche inneren Gedanken und Aussagen alle zu genüge. Denn sie sind auch nicht falsch. Auch der Dummling im Märchen würde untergehen, wenn er nicht sogenannte Helfer zur Seite stehen hätte. Ohne diese würde er kein Königreich erringen. Doch hat der Dummling eine ganz wichtige Qualität, die sich von den wirklich Törichten unterscheidet: er erkennt, wann etwas zur richtigen Zeit und in welcher Weise zu tun oder zu lassen ist.
Und damit komme ich zu meinem Kursangebot
Kaum hatte ich geschrieben und geäußert, dass ich einen Kurs auf Spendenbasis anbieten möchte, kamen schon die ersten Skeptiker zu Wort. Das sei töricht, so zu beginnen. Man muss den Wert des
Kurses verlangen, sonst wäre man selbst in seiner Profession nichts wert. So agiere keine Unternehmerin und so weiter und sofort. Diese Stimmen ließen auch meine eigenen ehrgeizigen inneren
Kritikerinnen, Lehrerinnen und Skeptikerinnen auf den Plan rufen. OH, sie wurden sehr laut, so dass es mich direkt erschöpfte und ich ein paar Tage nicht mehr am Thema arbeiten konnte und mochte.
Doch es kamen auch Helfer:Innen, in Form von in die Stille gehen, in sich hineinlauschen und sich selbst spüren. Ich ging in der Haltung der Übenden in die „Helferin“ Natur, um meine anderen
Stimmen, nämlich die, die mich selbst ausmachen und die viel mit einem Märchendummling zu tun haben, wieder wahrzunehmen und zu „hören“. Es gab in dieser Zeit auch Hilfe im Außenfeld: Ein kleiner
Onlinekurs über „was kostet Dein Business und was hat das mit deinem eigenen Wert, den du dir gibst, zu tun“, half, eine eigenen Intentionen und Ziele daran zu reflektieren.
Letztendlich war es v.a. die Helferin „Sich Zeit -Lassen“, die mir am meisten geholfen hat, mich nochmals auf meine Intention und mein Angebot zu besinnen.
Barrierefrei und behindertengerecht stehen symbolisch für das, was ich mit meinem Kursangebot erreichen möchte
Ja was hat das Ganze aber denn jetzt mit dem Thema des ersten Teils des Blogartikels zu tun, wirst du dich jetzt fragen?
Sehr viel, und ich werde im Folgenden versuchen, verständlich zu erklären, was mir selbst dazu in der Urlaubswoche in einer barrierefreien Ferienwohnung an Zusammenhängen aufgegangen ist.
Die barrierefreie Wohnung ist für mich zu einem Symbol geworden. Sie steht für all das, was wir Menschen uns gegenseitig im besten Wissen und Gewissen bereitstellen und anbieten. Das tun wir in dem Glauben, an alles gedacht zu haben, was eben ein anderer Mensch gut brauchen kann. Im Falle der barrierefreien Wohnung war das neben den besonderen großen freien Räumen und Türen auch eine Küchenzeile, an der ein Rollifahrer fast ganz ohne Hilfe selbstständig zurechtkommen kann. Im übertragenen Sinne heißt das: Ich stelle einem anderen Menschen etwas zur Verfügung, materieller oder immaterieller Art, und zwar auf der Basis MEINES Wissens und MEINER Erfahrungen. Diese Ferienwohnung war damit schon sehr qualitativ hochwertig ausgerüstet, d.h. die Vermieter haben viel Erfahrung und Wissen in ihr barrierefreies Angebot hineingesteckt.
Nun kann mein Sohn nicht selber kochen und sich selbst ins Bett legen. Dafür benötigt er Hilfen. Damit war die Küchenzeile für mich zu niedrig, und die Betten auch. Einen Personenlift musste ich buchen, ein Pflegebett hätte ich auch buchen müssen, daran hatte ich im Vorfeld nicht gedacht. Und ganz alleine wäre ich in diesem Umfeld mit meinem Sohn nur unter größten Kraftanstrengungen zurechtgekommen. Ergo: um die Wohnung behindertengerecht für MEINE Bedürfnisse vorzufinden, braucht es sowohl meine Vorsorge und Kommunikation, als auch die zusätzliche Hilfe vieler anderer mitdenkender Menschen.
Was macht ein Angebot "behindertengerecht"?
Symbolisch gesehen im übertragenen Sinne bedeutet das: Die barrierefreie Wohnung steht für den Mainstream an Angeboten – einfach bis gehoben - , das was sie behindertengerecht ausmacht steht für das, was mir selbst zuträglich ist, steht für das, was ich benötige und womit ich oder ein Rollstuhlfahrer sich individuell wohlfühlt.
Was hat das alles mit meinem Online-Herbstkurs zu tun?
Auf mein Kursangebot übertragen heißt dies: Da ich von den derzeit kursierenden Online-Angeboten (=Symbol: Barrierefreie Wohnung) zwar sehr viel lerne, mich selbst damit aber nicht rund und wohl fühle, möchte ich mein Online-Angebot so modifizieren, dass es in meine Angebotsstruktur passt (= "behindertengerecht" machen).Und so komme ich nun nach der oben beschriebenen „Mir Zeit Lassen“ zu dem Schluss, dass mein Kursangebot auf Spendenbasis grundsätzlich bleibt, aber modifiziert werden sollte.
An diese Menschen richtet sich meine Kurseinladung
An wen richtet sich meine Kurseinladung? Es richtet sich an all diejenigen, die es wie ich gerne für sich so „behindertengerecht“ im Leben haben und darin aktiv mitarbeiten wollen, um sich zufrieden und rundum versorgt wohl zu fühlen.
Ich möchte mit Menschen zusammen arbeiten, sie in Übungen schulen und zu Mulitplikator:innen ausbilden hinsichtlich meiner reichhaltigen Erfahrungen der Wirkungsweisen von Märcheninhalten in Verbindung mit dem salutogenetischen Ansatz aus Naturtherapie und Naturphilosophie.
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann,
was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will
(Jean-Jacques Rousseau, 1712 – 1778, Philosoph, Schriftsteller, Pädagoge,
Naturforscher und Komponist)
Um die richtigen Menschen in meine Kurse und eine Ausbildung zum/zur Märchencoach in und mit der Natur zu rufen und sie dafür zu interessieren, nehme ich mir die Freiheit, einen ganz eigenen Weg, nämlich den Weg eines „Dummlings“ zu beschreiten. Denn, so „dumm“ das auch klingen mag, ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, die sich die oben beschriebenen Qualitäten des „Märchendummlings“ bewahrt haben und in einer entsprechenden Haltung durch das „Abenteuer Leben“ reisen. Menschen, die trotz der widrigen sozialpolitischen Umstände versuchen, in ihrem Beruf, Studium und Lehrtätigkeit an Ausbildungsstätten das Menschliche und Sinnhafte in ihre Tätigkeiten einbringen. Menschen, die ein Bedürfnis haben, die Welt, in der sie leben mitzugestalten und dazu beitragen wollen, unsere Welt ein bisschen lichter, heller, friedlicher und lebenswerter zu machen. Menschen, die einen Sinn in ihrem Leben suchen und leben wollen und dies auch an die nächsten Generationen weitergeben wollen. Kurz, Menschen in helfenden Berufen, sei es heilender Art (Psychologen, Therapeuten, Ärzte, Heilpraktiker etc.) sei es pädagogischer Art (Heilerzieher, Sonderpädagogen, Erzieher, Lehrer und Coaches etc.).
All diese Menschen lade ich zu einem einmaligen und ganz besonderen Kurs mit Märchen in und mit der Natur ein.
Habe ich Dich angesprochen und möchtest Du mehr über mein Kursangebot im Herbst 2022 erfahren, dann schau Dir hier mein Kursangebot an:
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