· 

Lied der Alten Weide

Ich bin die Weide.

Einst war ich groß und stark.

Und schön.

Besonders im Reigen dieser Hecke.

Denn dort, wo ich stehe, dort ist Lebendigkeit.

An diesem Ort, der öd und staubig ist

und wenig lebendig.

 

Ich bin Lebendigkeit.

Ich zeige Dir die Fröhlichkeit des Frühlings nach einem harten Winter.

Ich bin die Leichtigkeit trotz aller Härte.

Ich bin das Lachen eines Kindes - noch im Alter.

Ich bin das aufsteigende Leben,

die Wiedergeburt,

die Hoffnung.

 

Ich bin die Weide.

Einst war ich groß und schön,

und voller Leben.

 

Ich bin die Weide.

Einst war ich Sitz für manchen Wanderer im Baum auf meinen stumpfen Ästen.

 

Ich bin die Weide.

Einst war ich Schutz und Trost und Raum für Dich,

die Du hier saßst und gerne in die Runde blicktest, verweiltest,

genießend und träumend.

 

Ich bin die Weide.

Jetzt bin ich alt, geschlagen, er-schlagen,

gekappt, ent-würdigt.

 

Ich bin die Weide.

Ich bin lebendig, auch jetzt, da du mich siehst-  und nicht siehst.

 

Ich bin die Weide.

 

 ©Elke Fischer-Wagemann, Juni 2023

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0