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Von der Angst, den Mut zu verlieren

 

Bringt Dich Deine Angst zum Aufgeben, finde neuen Mut in Deinem Herzen.

 

Dieser Hinweis hängt heute an meinem Teebeutel. Wie passend, denke ich, passend zu dem, was mir gerade durch den Kopf geht, passend überhaupt zu der Zeit, in der wir gerade leben und dieser Teebeutel ist ein Fingerzeig für einen Blogartikel. Genial eigentlich, man muss „nur Tee trinken“ und schwupps ist der Ein-Fall da - und meine Herzensangst weg. Denn ja, die habe ich durchaus immer wieder, sie macht sich breit und raubt mir den Mut. Angst raubt also etwas. Sie raubt uns den Schlaf, sie raubt uns damit unsere Ruhe – und sie raubt uns, lassen wir ihr freien Lauf, letztendlich den Zugang zu uns selbst und raubt uns damit unser Menschsein.

 

 Was ist Angst?

 

Was aber ist Angst? Wo sitzt sie? Und was unterscheidet sie von der Furcht? Ein kurzer Blick ins Internet besagt (Wikipedia): Wenn Menschen oder Tiere einer bedrohlichen Situation entfliehen, sprechen Psychologen von Furcht; zum Beispiel, wenn ein Angreifer plötzlich hinter einem Gebüsch hervorspringt. Handelt es sich hingegen um die Emotion Angst, will man sich einer unangenehmen Situation – etwa einer Prüfung – dennoch nähern.

 Angst scheint damit etwas mit unserer Bewusstheit, Furcht eher mit der Unbewusstheit zu tun zu haben. Sobald ich mir aber etwas bewusst bin, hier der Angst vor etwas, kann ich mich diesem Etwas aktiv stellen, annähern, und damit auch etwas ver-ändern an einer Angst-machenden, Angst-besetzten Situation. Das ist doch schon einmal eine er-mutigende Botschaft! Der Sitz der Angst ist damit im Kopf, im Denken. Die Furcht dagegen breitet sich eher aus dem Gefühl heraus aus; erst wenn ich benennen kann, wovor ich mich fürchte, und damit über mein Denken nachforsche, was und wogegen sich etwas in mir breit macht, kann aus Furcht Angst werden und der Gegenstand der Angst ins Bewusstsein gehoben und damit auch aktiv angegangen werden.

 

 Was will Angst?

 

An dieser Stelle kommt der Mut ins Spiel. Es braucht Mut, sich den (eigenen und anderer) Ängste/n zu stellen. Es braucht Aufmerksamkeit und bewusstes Wahrnehmen, also auch Achtsamkeit, Regungen wie Furcht wahrzunehmen und zu erkennen. Es erfordert Mut, Furcht und Angst nicht auszublenden oder kopflos zu reagieren, sondern diese so ins Bewusstsein zu heben, dass immer klarer und deutlicher erkannt werden kann, was diese Furcht, was diese Angst mir sagen will. Denn eines ist mir beim Schreiben dieser Zeilen nochmal ganz deutlich geworden: Furcht und Angst sind per se keine Feinde, nichts, was ich unterdrücken und bekämpfen sollte. Furcht ist ein Gefühl, dass gleich einer roten Warnlampe zu blinken beginnt und mir signalisiert: Achtung, hinschauen, da gerät etwas aus dem Gleichgewicht! Furcht will meine Aufmerksamkeit erreichen, hinlenken auf etwas. Ich lenke also meine Aufmerksamkeit auf dieses warnende Gefühl, spüre hin, versuche dabei möglichst viele meiner Sinne zu beteiligen. Die erste aktive mutige Handlung ist nun, auf die Furcht nicht mit Flucht, Erstarrung oder Aggression zu reagieren, sondern im Gegenteil, ruhig zu werden, in mich hinein zu spüren, wahrzunehmen, mir Zeit zum Wahrnehmen und Erkennen nehmen und dann erst zu handeln.

 

Was ist Mut?

 

 Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben (https://www.juraforum.de/lexikon/mut). Es lohnt sich durchaus, einmal im Internet nach den zahlreichen Ausführungen und Definitionen zu forschen. Mir erscheint in diesem Zusammenhang jedoch wichtig, dass Mut eine Fähigkeit ist, eine Situation aktiv anzugehen und zu meistern.

 Und noch viel wichtiger als alle Definitionen und Ausführungen dieser Welt erscheint es mir, dass jede und jeder Einzelne von uns bei sich selbst beginnt und sich wie ein Forscher auf den Weg macht und an sich selbst diese drei Fragen stellt:

 

🧡 Wann bin ich mutig bzw. in welchen Situationen werde ich mutig?

🧡 Wo ergreift die Angst mein Herz?

🧡 Wie löse ich diese Verstrickung auf, wo und wie gelingt mir das?

 

 Wie finde ich Mut?

 

Ich will an dieser Stelle nochmal die Aufmerksamkeit bewusst auf den Teebeutelspruch lenken: Bringt Dich Deine Angst zum Aufgeben, finde neuen Mut in Deinem Herzen.

 Angst bringt uns also dazu, etwas aufzugeben. Mut kann diese Angst überwinden und helfen, dass wir etwas weitermachen und nicht aufgeben.

 Das ist eine starke Aussage, die wir ganz wörtlich nehmen sollten! Wo finde ich (neuen) Mut? Im Herzen, lautet de Antwort. „Ins Herz“ und aus dem Herzen heraus neue Kraft und Mut schöpfen kann ich aber nur, wenn ich AKTIV dem reaktiven Impuls der Flucht, der Erstarrung und der Aggression widerstehe. Mut kommt aus dem Herzen, den Mut aus dem Herzen hervor zu holen ist bereits eine erste mutige aktive Handlung, ein Impuls, den nur wir selbst uns geben können. Und diese erste mutige Tat ist es, den Impuls der Furcht als helfenden Hinweis, als Aufforderung zum genauen Hinsehen zu verstehen, wahr- und anzunehmen.

 

Wie werde ich mutig?

 

In zahlreichen Märchen geht es um die Überwindung der Angst, um Furcht und um den Mut. Und das Faszinierende und Wunderbare daran ist: Jedes dieser Märchen befasst sich inhaltlich mit den unterschiedlichsten Nuancen und Facetten zu diesem Thema und zeigt in seiner eigenen bildhaften Weise ganz konkrete Lösungsansätze auf. Wir haben nur leider vergessen, wie man die Bildsprache der Märchen aufnehmen, wie deren Weisheiten zu lesen und Einsichten daraus zu gewinnen sind.

 Natürlich können wir uns auch hier Wissen aneignen und zahlreiche wunderbare Interpretationen namhafter Autor:innen lesen, uns von diesen in die Welt der Märchen führen lassen und staunend nachvollziehen, was diese aus den Märchen heraus deuten. Doch will ich etwas herausfinden, was für MICH persönlich bedeutsam ist, muss ich mich selbst auf einen dieser Märchenwege begeben. Sich mit Märchen und deren Inhalten zu befassen heißt: Üben der eigenen Fähigkeiten, die mich befähigen, mit mir selbst achtsam und wachsam umzugehen, die mich befähigen, in mich hinein zu spüren, die mich befähigen, meinen eigenen Sinnen und Regungen auf- und nachzuspüren, diese zu erforschen und herauszufinden, was diese mir sagen und in mein Bewusstsein heben wollen. Sich mit der Bilderwelt und der Bildsprache der Märchen zu befassen bedeutet darum nichts anderes, als genau die gleichen Fähigkeiten in mir zu schulen, die ich benötige, um meine Signale der Furcht und um meine Ängste immer genauer und in meinem eigenen Sinne richtig zu verstehen und daraus dann die Entscheidungen für die mir zuträglichen richtigen Handlungen zu gewinnen.

 

Mein erster Schritt

 

Unsere Welt heute ist sehr komplex geworden. Das Leben meistern und den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden wird immer schwieriger. In den letzten Jahren nimmt dazu die Bedrohung durch unterschiedlichste Ängste vor etwas immer mehr zu. Es wird darum Zeit, wieder vermehrt den Mut aus dem Herzen bewusst hervor zu holen. Denn den Mut wird es brauchen, wollen wir nicht wieder auf Furcht und Angst mit Flucht, Erstarrung und Aggressionen reagieren. Wie und wo holen und schöpfen wir (neuen) Mut aus unseren Herzen? Indem wir bewusst den ersten Schritt tun, die Signale in uns wahrnehmen und erforschen, was sie uns sagen wollen und erst dann eine Entscheidung zu einer Handlung fällen. Diese ersten Schritte für sich selbst zu tun, das ist der größte Schritt, den jede und jeder einzelnen heute für sich tun kann. Denn dann finden wir in uns selbst den Mut. Und Mut brauchen wir, wenn wir unser Menschsein nicht aufgeben wollen.

 

🧡 Wann bist Du mutig?

🧡 Wo ergreift die Angst Dein Herz

🧡 Wie löst Du diese Verstrickung auf, wo und wie gelingt Dir das?

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Theresia Makrai (Mittwoch, 08 Juni 2022 14:07)

    Liebe Elke, du hast diesen Blogeintrag zu einer Zeit verfasst, die passender nicht sein könnte.
    Du hast diesen Teebeutel-Spruch so genial eingesetzt und Angst, Furcht und Mut beleuchtet! Dann diese Erkenntnisse daraus! Zusätzlich der Zusammenhang zum eigenen Ich und zu den Märchen! Ich bin begeistert und dankbar zugleich! Großes Kompliment!!!
    Freue mich auf dein nächstes Thema!
    Liebe Grüße
    Theresia

  • #2

    Susanne Jestel (Freitag, 10 Juni 2022 16:42)

    Interessant, dass man Angst und Furcht so differenziert betrachten kann. Wie schön, wozu dich ein Teebeutel Anhänger inspiriert hat - es sind ja oft die kleinen Dinge, die große Gedanken anstoßen. Vielen Dank dafür, liebe Elke.